Das Glotterbad

Die Geschichte des Glottertales ist eng verbunden mit dem Glotterbad. Über Jahrhunderte hinweg hat das ehemalige Sanatorium das von der Landwirtschaft geprägte Tal aus Orten mit ähnlicher Struktur herausgehoben und die Bekanntheit des Glottertales lange vor der TV-Serie "Schwarzwaldklinik" wesentlich begründet. Es brachte immer wieder Leben in den sonst stillen Ort und hat die Glottertäler zu manchen Zeiten einen Blick auf die "Oberen Zehntausend" werfen lassen. Die über 500jährige Geschichte des Glotterbades ist geprägt von vielen Höhen und Tiefen. 

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Die historischen Gebäude des Glotterbades. Das Kurhaus (rechts unten) und das Sanatorium Glotterbad mit dem Alexanderbau und dem Carlsbau. Aufnahme aus ca. den 1920er Jahren.
Die historischen Gebäude des Glotterbades. Das Kurhaus (rechts unten) und das Sanatorium Glotterbad mit dem Alexanderbau und dem Carlsbau. Aufnahme aus ca. den 1920er Jahren. – © aus dem Bildarchiv des Arbeitskreises Glottertäler Ortsgeschichte
Historische Aufnahme des Carlsbau mit Brücke und Wandelhalle zum gegenüber liegenden Alexanderbau. Die Brücke wurde 1980 abgebaut, nachdem bereits 1972 der Alexanderbau abgerissen wurde.
Historische Aufnahme des Carlsbau mit Brücke und Wandelhalle zum gegenüber liegenden Alexanderbau. Die Brücke wurde 1980 abgebaut, nachdem bereits 1972 der Alexanderbau abgerissen wurde. – © aus dem Bildarchiv des Arbeitskreises Glottertäler Ortsgeschichte
Die Rehaklinik Glotterbad (im Bild vorn) und die Thure von Uexküll-Klinik (im Bild hinten, Carlsbau) sind moderne, bestens ausgestattete psychosomatische Fachkliniken.
Die Rehaklinik Glotterbad (im Bild vorn) und die Thure von Uexküll-Klinik (im Bild hinten, Carlsbau) sind moderne, bestens ausgestattete psychosomatische Fachkliniken. – © Tourist-Info Glottertal, Foto Bernhard Würzburger

1488

Erste Erwähnung des Bades: „ad capellam in gloter prope balneum“ (bei der Kapelle nahe dem Bad) wird die Erlaubnis erteilt, einen Tragaltar aufzustellen.

1492

wird die Erlaubnis erteilt „ad capellam in luterbad“ (bei der Kapelle in Luterbad) die hl. Messe zu lesen

1560

Dr. Georg Pictorius beschreibt das „Bad Gloter“ in seinem Badbüchlein

1569

Die Grundherrschaft über das Bad wird mit der gesamten Herrschaft Schwarzenberg vom Erzhaus Österreich erworben.

1571

Gallus Eschenreutter beschreibt das Glotterbad in „Aller heilsamen Bäder und Brunnen Natur ... so in Deutschland bekannt“.

1619

Johannes Georg Schenk von Grafenberg veröffentlicht mit seinem Werk „Scatebra Gloteria ...„ die umfassende Beschreibung des Glotterbades aus früher Zeit.

1714

Französische Truppen, die Freiburg belagern, verwüsten das Glotterbad

1770

Das Bad wird vom Cronenwirt zu Freiburg erworben. Dieser lässt das Bad von Grund auf renovieren.

1801

Französische Truppen ziehen durch das Tal und logieren bis 1803 im Bad.

1806

Ignaz Speckle, der letzte Abt von St. Peter besucht das Bad und beschreibt die Eichrichtung als "nicht sehr zweckmäßig und wenig einladend für Fremde".

1824

Die Freiburger Zeitung berichtet vom Bad: „Die Heilkräfte desselben werden selbst über Badenweiler gehalten, und das Bad wird besonders von Freiburgern stark besucht... die Zahl der Badegäste stieg auf 1871 Personen, eine Frequenz, die nächst Baden wohl die stärkste einer vaterländischen Heilquelle ist“.

1840

Pfarrer Willin von Glottertal beschwert sich über die häufigen Tanzveranstaltungen im Bad.

1843

Badwirt Johann Ehrlacher, der die Anlagen verlottern lässt, wird von den Behörden aufgefordert die Badeeinrichtungen herrichten zu lassen.

1850

Lorenz Hoch wird Badwirt. Er lässt einen Raum zur Kapelle umbauen.

1894

Nach dem Tod von Lorenz Hoch erwirbt Bernhard Ehlers das Bad. Er modernisiert das Bad mit diversen Wannenbädern, Kalt und Warmwasserduschen, Kneipp-Abteilung, Dampfbädern. Mit einer hochmodernen Heißwasserbereitungsanlage werden auch die Veranden und Wandelgänge geheizt. Das Bad verfügt über 60 Zimmer mit insgesamt 80 Betten.

1897

Der Bremer Geschäftsmann Heinrich Paul Friedrich Carl Isenberg erwirbt das Bad und gründet die Sanatorium Glotterbad GmbH

1901

Bei den alten Gebäuden des Gehrenhofes, den die Besitzer des Glotterbades bereits 1897 inkl. einem großen Teil des dazugehörigen Geländes erwarben, entsteht das neue Kurhaus mit 40 Zimmern, einem geräumigen Speisesaal, mehreren Gesellschaftsräumen und einer 65 m langen Terrasse auf der Südseite.

ab 1901

Chefarzt Dr. Hoffner (1901 bis 1930) wandelt die "Naturheilanstalt Glotterbad" in ein nach klinischen Grundsätzen arbeitendes modernes Sanatorium.

1906

Neben dem Sanatorium entsteht der „Alexanderbau“ (benannt nach Alexander Isenberg) mit allem Komfort einer modernen Kuranstalt. Der Bau enthält 40 Schlaf- und Wohnräume, 30 offene Balkone, einen Speisesaal für 150 Personen und große Terrassen die der Anlage einen südländischen Charakter geben. Man bezeichnet das Glottertal und das Glotterbad als die Côte d´ Azur des Schwarzwaldes. Ausgedehnte Waldungen, Forellenfischerei und Tennisplätze bieten weitere Anreize für die Gäste.

1908

Der Großherzog von Baden besucht das Glotterbad.

1913/1914

Auf dem Gelände des Badburenhofes wird auf der dem Alexanderbau gegenüberliegenden Seite der "Carlsbau", so genannt nach Carl Isenberg, errichtet. Berta Margarete Isenberg, die Frau von Carl Isenberg, hatte schon im Jahr 1900 den Badburenhof mitsamt 55 ha Land gekauft. Der Neubau stell mit seiner Pracht der inneren Ausstattung alles bisherige in den Schatten. Prunkvoll eingerichtet und mit Gesellschaftsräumen, Musik und Billardzimmer entspricht die ganze Anlage den verwöhntesten Ansprüchen und steht mit an der Spitze der deutschen Sanatorien. Eine 70m lange Wandelhalle überspannt auf hohen Pfeilern das Tal des Badbächleins und verbindet den Carlsbau mit dem Alexanderbau.

1916

Als letzter Bau folgt das im Schwarzwaldstil errichtete Wohnhaus von Direktor Bayer. Das Glotterbad hat unter der tatkräftigen Leitung von Direktor Bayer, den finanzkräftigen Gesellschaftern sowie der ärztlichen Leitung von Dr. Hoffner ein vollkommen anderes Gesicht bekommen. Aus dem kleinen Naturheilbad, dem selbständigen Gehrenhof und dem Badburenhof, ist nun auf einem Gelände von rund 112 ha eine hochmoderne Kuranstalt entstanden, die Gäste aus ganz Europa anlockt.

1923

Ernst Rossmy wird Direktor im Glotterbad. Rossmy (Direktor bis 1940) muss heute als Begründer der Tourismuswerbung für das Glottertal bezeichnet werden. Vom Glotterbad ausgehend nutzte er die Vorzüge des Tales um bei jeder sich bietenden Gelegenheit Gäste aus ganz Deutschland anzuwerben. Er verstand es, eine Brücke zwischen der Eleganz der prominenten Kurgäste und dem ländlichen Brauchtum der Glottertäler zu schlagen. Zusammen mit der Trachtenkapelle und Trachtenmädchen machte er Werbetouren z.B. nach Hamburg, zur Funkausstellung 1933 nach Berlin und bis nach England.

1931

Dr. Steinbach wird neuer Chefarzt im Glotterbad. Seine ausgeprägte Energie schlägt sich sofort in der ärztlichen Betreuung der Kurgäste nieder. Eine Röntgenabteilung wird eingerichtet, medizinische Geräte beschafft und das Laboratorium ausgebaut, so dass das Sanatorium nun als modernes klinisches Sanatorium betrieben werden kann. Nach und nach wird das Glotterbad in den 30er Jahren ein Haus für die Großen der Gesellschaft. Zum Ruhm tragen auch die größten Waldluftbäder Deutschlands bei. Es gibt in den 30er Jahren kaum ein anderes Sanatorium in Deutschland, das über ein so großes Gelände mit gut ausgebauten Wanderwegen und mit Möglichkeiten zum Sonnenbaden verfügt. Sogar die Möglichkeit zur Jagd kann den Gästen geboten werden.

1941

Während des 2. Weltkrieges wird das Bad an den Hamburger Kaufmann und Reeder Adolf Wiards verkauft.

1943

Chefarzt Dr. Brauchle

1944

Nach der Bombardierung der Stadt Freiburg werden Teile der dortigen Universitätsklinik in das Glotterbad verlegt.

1948

Chefarzt Prof. Dr. Grothe (ehemals Sanatorium "Weißer Hirsch" Dresden)

1950

Scheich Ibn Saud lässt sich für einen Nachmittag mit großem Gefolge im Glotterbad nieder. Er feiert die in der Freiburger Uniklinik durchgeführte geglückte Hauttransplantation bei seiner Tochter. Diese hatte sich bei einem Fest in Riad durch einen Feuerwerkskörper schwere Verbrennungen zugezogen.

1960

Am 01. Mai übernimmt die Landesversicherungsanstalt Württemberg das Glotterbad mit einem Gelände von nun 112,5 ha. Der Verkauf wird in Glottertal als schwerer Schlag empfunden und auch die Badische Zeitung titelt: "Das Tal der Krone beraubt". Doch schon bald stellt sich der Verkauf gerade für die Angestellten als sehr positiv heraus. Im Sanatorium mit 130 Betten (Carlsbau und Alexanderbau) werden Patienten mit chronisch-internistischen Erkrankungen behandelt. Das Kurhaus mit 103 Betten dient der Durchführung von sog. "Frühheilverfahren"

1973

Das Kurhaus Glotterbad und das Sanatorium werden zur Kurklinik Glotterbad zusammengefasst.

1974

Abriss des Alexanderbaus wegen Baufälligkeit

1985

Der Carlsbau wird Filmkulisse zur TV-Serie "Schwarzwaldklinik". Die Drehorte im Schwarzwald, allen voran das Glottertal, ziehen unzählige Touristen an. Das Medieninteresse ist gewaltig. Um die Jahreswende 1985/86 beherrscht die „Schwarzwaldklinik“ sowohl das Fernsehen als auch die deutsche Presselandschaft.

1987

Prof. Jörg Michael Herrmann wird Leitender Arzt der Klinik Glotterbad. Die Kurklinik Glotterbad wird Fachklinik für Psychosomatik, Psychotherapeutische und Innere Medizin

1997

Mit der Fertigstellung des Neubaus mit Bewegungsbad, modernen Therapieeinrichtungen und Patientenzimmern mit Hotelstandard wird das Glotterbad zu einer modernen Rehabilitationsklinik mit einem wissenschaftlich erforschten, erfolgreichen Therapiekonzept

1998

Klinikdirektor Helmut Dietrich öffnet die Klinik für Beleger aus ganz Deutschland und führt Aktiv-Gesundheitswochen ein, die teilweise von Krankenkassen gem. § 20 SGB V bezuschusst werden

2004

Das ZDF dreht die Jubiläumssendung zum 20-jährigen Jubiläum des Drehstarts zur TV-Sendung. "Schwarzwaldklinik"

2014

Die Thure-von-Uexküll-Klinik zieht im Oktober in den Carlsbau.