Ein Streifzug durch die Geschichte des Glottertales

Aus dem Jahr 1112 stammt die erste schriftliche Erwähnung des Namens „Glottertal“. Viele Jahrhunderte lang bestanden hier vier selbständige Gemeinden. Schon immer gab es jedoch nur eine Kirche für die Einwohner des Tales und auch das Vereinsleben orientierte sich nicht an den Gemeindegrenzen. 
Im Zuge der Gebietsreform in Baden-Württemberg haben sich zum 1. Januar 1970 diese vier Gemeinden zur Gesamtgemeinde Glottertal zusammengeschlossen. 
Große Veränderungen gab es seit 1970 im Ortsbild von Glottertal: Etliche Baugebiete wurden erschlossen. Der Ausbau der Ortsdurchfahrt ergab mehr Raum für Fußgänger und führte zu einer deutlichen Verbesserung des Ortsbildes. Institutionen und Betriebe investierten in ihre Gebäude. Einige der einprägsamsten und wichtigsten Ereignisse seit der Ersterwähnung und insbesondere der letzten 50 Jahre, haben wir hier (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) zusammengestellt. 

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1112

Im Rotulus Sanpetrinus, einer Güterbeschreibung des Klosters St. Peter wird der Name „Glotertal“ erstmals schriftlich erwähnt. Das Dokument spricht von lebhafter Rodungstätigkeit und verstärktem Siedlungsausbau in der Tallandschaft.

Im Rotulus Sanpetrinus, einem über 6 Meter langen Pergamentrodel im Generallandesarchiv Karlsruhe, findet sich die erste schriftliche Erwähnung des Glottertales, wie in dem Auszug daraus zu lesen ist.
Im Rotulus Sanpetrinus, einem über 6 Meter langen Pergamentrodel im Generallandesarchiv Karlsruhe, findet sich die erste schriftliche Erwähnung des Glottertales, wie in dem Auszug daraus zu lesen ist. – ©

1217/ 1220

Das Urbar des Klosters Einsiedeln verzeichnet in Föhrental und Ohrensbach 22 Hofgüter als Eigentum. Daneben sind das Kloster St. Peter im Ahlenbach und Lauterbachtal und der Bischof von Konstanz, seit 962 Eigentümer des Mauracher Hofes und von 18 Lehen in Oberglottertal, die größten Grundherren am Ort.

1281

Die Herren von Falkenstein verfügen über Föhrental und Ohrensbach.

um 1250/ 1284

Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts wird im Glottertal intensiv Bergbau betrieben. Von der sog. "Platte" am Osthang des Kandels ausgehend wird bis ins Glotter- und Suggental der 25 km lange Urgraben angelegt, um Wasser für die Hebevorrichtungen in den Stollen zu gewinnen.

1297

Anlässlich einer Fehde mit Graf Konrad von Freiburg marschiert am 11. November 1297 der elsässische Reichsvogt Diebold von Pfirdt ins Glottertal ein, zerstört die Silbergruben und führt die Bergleute davon. Dadurch kommt der Bergbau im Glottertal weitgehend zum Erliegen.

1302

Der Bischof von Konstanz verkauft den Mauracher Hof zusammen mit dem Patronatsrecht der Pfarrei und 18 Hofstellen im oberen Glottertal an sein Domkapitel.

1326

Erste schriftliche Mitteilung über eine Kirche im Glottertal.

um 1350

Pflichte und Rechte der Bauern in den Herrschaftsbezirken von Stift Waldkirch und Domkapitel Konstanz werden aufgezeichnet. Zur gleichen Zeit wird der konstanzische Dinghof (Gerichtsstätte) von Maurach ins Glottertal verlegt.

1372

Der Glottertäler Henni Kuchener tritt im sogenannten „Dieselmuter Bergweistum“, der feierlichen Feststellung von Gewohnheitsrechten im Breisgauer Silberbergbau als Schöffe auf.

1406

Die Oberlehensherrlichkeit im Glottertal geht nach einem Schiedsspruch durch Herzog Friedrich von Österreich an die Habsburger über.

1429

Das Wasserschloss Winterbach, ein Ritterlehen des stift-waldkirchischen Grundherrschaft kommt in den Besitz der Familie Brenner und bleibt bis zu Karl von Kleinbrodt 1824 in adeligem Besitz. Das Schloss stand vermutlich östlich des heutigen Schlosshofes.

1469

Gründung der Rosenkranzbruderschaft im Glottertal mit dem Ziel, eine Kaplanei einzurichten. Schon 50 Jahre später ist so viel Geld und Besitz zusammengekommen, dass von der Bruderschaft der Unterhalt eines Kaplans bestritten werden kann.

1475

Die Deutschordenskommende in Freiburg erwirbt den ehemaligen Dinghof des Konstanzer Domkapitels und die Patronatsrechte der Kirche.

1488

In der Barbarakapelle beim Glotterbad wird ein Tragaltar aufgestellt. Das ist das erste schriftliche Zeugnis über die Badeanstalt im Glottertal.

1567

Die Habsburger, das Erzhaus Österreich, kauft die Herrschaft Schwarzenberg und erwirbt damit unmittelbar weitreichende Herrschaftsrechte in Oberglottertal.

1576

Erzherzog Ferdinand von Österreich erwirbt für 3100 Gulden von den Erben des hachbergischen Landschreibers Christian Besold auch die Vogtei Ohrensbach.

1580

Die Deutschordenskommende verlangt den Weinzehnten in Glottertal. Frühester Beleg hiesiger Rebkulturen.

1626

Trudpert von Wessenberg wird Grundherr im Föhrental.

1632

Wegen heranziehender schwedischer Truppen verlassen die Glottertäler ihre Häuser und ziehen sich in die Wälder zurück. Es kommt zu Gefechten im Talbereich und großen Plünderungen und Zerstörungen.

1691

Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges plündern und verwüsten Truppen des französischen Königs Ludwig XIV das Dorf.

1713

Erneute Plünderung durch französische Heere. Die Kirche wird zerstört. Eine Hungersnot entsteht, man registriert 90 erwachsene Tote.

1722

Wiederaufbau und Erweiterung der Pfarrkirche.

1754

Als letzte der Talgemeinden wird Föhrental in den habsburgisch-österreichischen Lehensverband eingegliedert. Lehensnehmer bleiben die Freiherren von Wessenberg.

1788

Gründung einer Glottertäler Handwerkerzunft im Gasthaus zum Engel.

1789

Französische Revolution. Im gleichen Jahr zählt Oberglottertal 457, Unterglottertal 435, Föhrental 383 und Ohrensbach 260 Einwohner.

1796

Einzug französischer Truppen in Freiburg und Umgebung. Die Bewohner des Glottertales fliehen in die Wälder.

1806

Im Zuge der Neuordnung der politischen Verhältnisse in Deutschland (Reichsdeputationshauptschluss) gelangen die Glottertalgemeinden zum Großherzogtum Baden.

1824

Mit dem Ableben Karl von Kleinbrodts endet das Ritterlehensverhältnis des Schlossgutes. Der badische Fiskus zieht das Lehen ein und verkauft es an den Posthalter von Kenzingen Benedikt Werber, der das Schlossgebäude niederreißen lässt.

1836 / 1848

Blasius Schurhammer, ein Sohn vom Rinzberghof und späterer Buschwirt, zieht als Uhrenhändler nach Russland und ist dort als Uhrmacher und Händler tätig.

1875

Unterglottertal hat 539, Oberglottertal 534, Föhrental 413 und Ohrensbach 293 Einwohner.

1893 / 1895

Unter Pfarrer Augustin Brettle kommt es zu einem Neubau der Pfarrkirche St. Blasius. Nur der Chor der alten Kirche (heute Sakristei) und der untere Teil des Turmes bleiben erhalten.

 

Das Bild aus dem Jahr 1890 zeigt den Ortskern mit der alten Pfarrkirche von 1458, die 1720 vergrößert worden war.
Das Bild aus dem Jahr 1890 zeigt den Ortskern mit der alten Pfarrkirche von 1458, die 1720 vergrößert worden war. – © Arbeitskreis Glottertäler Orstgeschichte

1900 / 1913

Großangelegter Ausbau des Glotterbades zur Kuranstalt. Der Gehrenhof wird zum Kurhaus ausgebaut (1901). Neben dem alten Sanatorium, das dann abgetragen wird, entsteht der Alexanderbau (1906) und gegenüber der Carlsbau (1913).

1935

Direktor Ernst Rossmy vom Glotterbad wirbt mit dem Glottertäler Wein und den Trachtenmädchen, sowie dem bekannten Fotografen Hans Retzlaff auf vielen Reisen im In- und Ausland für das Glotterbad. Er wird damit zum Begründer des Fremdenverkehrs im Glottertal.

1951

13 Winzer gründen die Winzergenossenschaft Glottertal. Diese wird im Ort zunächst sehr skeptisch betrachtet, setzt sich aber bald als zukunftsweisend durch.

1951

Der spätere Rektor der Schurhammerschule Erich Heilmann und Direktor Henke vom Glotterbad initiieren die Gründung des Fremdenverkehrsvereins, der die Entwicklung des Tourismus im Glottertal wesentlich begründet hat.

1960

Das Glotterbad geht in den Besitz der Landesversicherungsanstalt Württemberg über.

1961

Unterglottertal hat 884, Oberglottertal 597, Ohrensbach 459 und Föhrental 374 Einwohner.

1967

Einweihung der Schurhammerschule als gemeinsames Schulgebäude der vier Glottertalgemeinden.

Glottertal um 1970
Glottertal um 1970 – © Bildarchiv des Arbeitskreises Glottertäler Ortsgeschichte

1970

Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Föhrental, Unterglottertal, Oberglottertal und Ohrensbach zur Gesamtgemeinde Glottertal mit nun 2673 Einwohnern. Bürgermeister wird August Strecker (bis 1986 im Amt). 

Die letzten Bürgermeister der ehemaligen Gemeinden: Hermann Tritschler von Föhrental (1.v.l.), Georg Reichenbach von Oberglottertal (2.v.l.), Josef Herbstritt von Ohrensbach (3.v.r.) und Georg Strecker von Unterglottertal (2.v.r.), sowie den ersten Bürgermeister der neuen Gemeinde Glottertal August Strecker (1.v.r.). Pater Georg Schurhammer, Ehrenbürger aller vier Gemeinden (3.v.l.), Pfarrer Adolf Schlegel, (4.v.r.).
Die letzten Bürgermeister der ehemaligen Gemeinden: Hermann Tritschler von Föhrental (1.v.l.), Georg Reichenbach von Oberglottertal (2.v.l.), Josef Herbstritt von Ohrensbach (3.v.r.) und Georg Strecker von Unterglottertal (2.v.r.), sowie den ersten Bürgermeister der neuen Gemeinde Glottertal August Strecker (1.v.r.). Pater Georg Schurhammer, Ehrenbürger aller vier Gemeinden (3.v.l.), Pfarrer Adolf Schlegel, (4.v.r.). – © Bildarchiv des Arbeitskreises Glottertäler Ortsgeschichte

1971 

Einweihung der evangelischen Kirche an der Kandelstraße

1974 

Gründung des Gemeindeverwaltungsverbandes 
St. Peter / Glottertal / St. Märgen.

1975 

Erweiterung des Friedhofs und Bau der Einsegnungshalle

1980 – 1982 

Umfassende Innenrenovierung der Pfarrkirche St. Blasius

1985 

Der Carlsbau wird Filmkulisse. Im Oktober wird die erste Folge der TV-Serie „Die Schwarzwaldklinik“ ausgestrahlt. Die Serie löst einen Besucheransturm auf das Glottertal und den Schwarzwald aus.

1986 – 1990 

Bürgermeister Josef Herbstritt

1987 

Erschließung des Baugebietes „Rotburenhof“

1988 

Erschließung des Gewerbegebietes „In den Engematten“. Beginn der Bebauung durch das Maler-geschäft Ignaz Haas.

1988 

Das Glotterbad feiert sein 500-jähriges Jubiläum. 

1988

Großbrand auf dem Gullerhof 

1988 – 1989 

Neubau des Feuerwehr-Gerätehauses neben der Eichberghalle.

1989 

Pfarrer Adolf Schlegel stirbt nach 52 Jahren Tätigkeit im Glottertal. 

1989 / 1990 

Die Grenzöffnung zur ehemaligen DDR beschert auch dem Glottertal einen Rekord bei den Gäste- und Übernachtungszahlen.

1990 – 2014 

Bürgermeister Eugen Jehle

1993 

Durch eine Elterninitiative wird der heutige „Kunst und NaturKinderGarten Talhüpfer“ gegründet. 

1993 

Einweihung des Gemeindehauses „Im Severin“ der Pfarrgemeinde St. Blasius.

1994 – 1995 

Der Anbau am Kindergarten „Zum Schutzengel“ ermöglicht die Erweiterung von 3 auf 5 Gruppen.

1994 / 1995 

Sanierung der Eichberghalle, Schließung des Hallenbades und kompletter Umbau des Erdgeschosses.

1995 

Jubiläum „25 Jahre Gesamtgemeinde Glottertal“

1996 

Erschließung des Baugebietes „Rotburenhof II“

1996 – 1997 

Erschließung des Baugebietes „Wiggishag“

1997 

Die Rehaklinik Glotterbad wird mit der Fertigstellung des Neubaus mit Bewegungsbad, modernen Therapieeinrichtungen und Patientenzimmern mit Hotelstandard zu einer modernen Rehabilitationsklinik mit einem wissenschaftlich erforschten erfolgreichen Therapiekonzept. 170 stationäre Reha-Plätze stehen nun zur Verfügung.

1997 

Außenrenovation der Pfarrkirche St. Blasius

1998 

Im Mai nach heftigen Regenfällen Hangrutsch am Wiggisrain, dadurch Überschwemmung im Unterglottertal; Rathausbrand im Mai; im August brennt das Hotel Hirschen.

1998  

Beginn des Ausbaus der Ortsdurchfahrt L112. In drei Bauabschnitten wird bis 2008 die 3,3 km lange Strecke inkl. der angrenzenden Plätze ausgebaut. Durchgehend wird ein Gehweg angelegt. Die Gemeinde investiert 2,45 Mio. € und erhält Zuschüsse des Landes Baden-Württemberg in Höhe von 1,96 Mio €.

ab 2000 

Im Zuge des Ausbaus der Ortsdurchfahrt erfolgt von 2000 - 2010 die Sanierung der Ortsmitte Glottertal mit den Maßnahmen: Neugestaltung Kirchplatz, Neugestaltung Rathausplatz mit Sanierung Rathaus, Platzgestaltung Eichberghalle mit Modernisierung „Altes Ohrensbacher Schul- und Rathaus“, Erweiterung Feuerwehrhaus für Vereine, Abbruch ehem. Raiffeisenlager und Wisserhansenmühle, Abbruch Krone.

1999 

Am 26. Dezember richtet der in Mitteleuropa bisher stärkste Sturm „Lothar“ auch in Glottertal schwere Schäden an. Genau 9 Jahre später, am 26. Dezember 2008 fällt Sturm „Quentin“ 15.000 Festmeter Holz allein in Glottertal.

2002 

Beginn des Flurbereinigungsverfahrens 

2002 

Pfarrer Franz Gluitz verlässt das Glottertal. Glottertal geht in die Seelsorgeeinheit „An der Glotter“ über. Das Glottertal hat damit seit über 500 Jahren zum ersten Mal keinen eigenen Pfarrer mehr.

2003 

Nach einem starken Gewitter das größte Hochwasserereignis seit 1970. Das bisher größte Hochwasser in der Geschichte des Tales war 1896. Alle Brücken, bis auf die Brücke an der heutigen Winzergenossenschaft, wurden damals durch die Wassermassen zerstört. 

2003 / 2004 

Die Winzergenossenschaft investiert rund 2 Mio € in die grundlegende Modernisierung und Erweiterung ihres Gebäudes in der Winzerstraße.

2009 

Der Kindergarten „Zum Schutzengel“ feiert 100jähriges Jubiläum (Eröffnung 1909 als „Kleinkinderschule“).

2009 

Einrichtung der Kleinkindgruppe „Spatzennest“ in den Räumen der Schurhammerschule. Erweiterung 2. Gruppe 2014 und 3. Gruppe 2019.

2009 / 2010 

Erschließung des Baugebietes „Unterm Schloßsträßle“

2010 

Die Hauptschule wird geschlossen. Damit hat das Glottertal keine weiterführende Schule mehr.

2010 – 2018 

Das Panorama-Freibad wird in mehreren Abschnitten für insgesamt 1,7 Mio €  von Grund auf saniert. Fördermittel des Landes: 254.000 € 

2012 

Mit einer großen ganzjährigen Ausstellung und vielen Veranstaltungen wird die erste urkundliche Erwähnung des Glottertales im Jahr 1112 mit dem Jubiläum „900 Jahre Glottertal“ gefeiert.

seit 2014 

Bürgermeister Karl Josef Herbstritt

2014 

Nachdem der Carlsbau 9 Jahre leer stand, zieht die Thure-von-Uexküll Klinik nach umfangreicher Sanierung in das Gebäude ein. 

2015 

Erschließung des Baugebietes „Heldhansenhof“

2016 

Die Gemeinde erwirbt das Grundstück zum Neubau des Pflegehauses.

2016 

Der Bauhof der Gemeinde zieht vom ehem. Ökonomiegebäude Rotburenhof in das ehemalige Betriebsgebäude einer Zimmerei im Gewerbegebiet „In den Engematten“. 

2017 

Die Sanierung der Föhrentalstraße beginnt mit dem ersten von drei Abschnitten. Die Fertigstellung der insgesamt 2,4 km langen Strecke ist für Ende 2020 geplant.

2017 

Die Schurhammerschule feiert 50jähriges Bestehen

2020 

Spatenstich für den neuen REWE-Markt und für das Pflegehaus in der Ortsmitte.